Sechs Türen zum Drama

Boulevard Bechen begibt sich "ln geheime Mission"

Berührungsängste haben sie nicht, die Schauspieler des Boulevard Bechen - am kommenden Freitag ist Premiere des Stücks "In geheimer Mission". Action und viel Körperkontakt stehen auf dem Plan.

Von Katja H. Krug (Kölner Stadtanzeiger vom 28. Oktober 2002)

Bechen - Vor allem Türen spielen in der Komiödie von Michael Parker eine zentrale Rolle. Auch in der Inszenierung der Theatergruppe Boulevard Bechen. Schon während der Proben ging es munter zu - das Bühnenbild war anfangs zwar noch nicht komplett, dem Elan der Schauspieler tat das aber keinen Abbruch. Geprobt wurde sozusagen auf dem Trockenen - mit imaginierten Türen und Stühlen als Couchimitation. Es herrschte kreatives Chaos und die Schlüsselszenen ließen schon erahnen, dass es bei der Aufführung ganz schön stürmisch zugeht. Probenkoordinator Manfred Rahier sparte nicht an Kommentaren. Dabei legte er Wert auf die Feststellung, dass er nicht der Regisseur ist. Sein kölscher Humor, mit dem er zuweilen aus dem Halbdunkel des Zuschauerraums die Schauspieler instruierte, hatte jedoch etwas Zwingendes - natürlich im positiven Sinn: Man musste einfach hin hören.
Schon zum siebten Mal führt der Boulevard Bechen nun ein Theaterstück auf, mit großem Erfolg, denn sämtliche Vorstellungen sind bereits ausverkauft. "Die meisten Theatergruppen machen Mundarttheater, da wir aber nur wenige Einheimische sind, machen wir Boulevard-Theater", so Rahier. Der Schulleiter hat auch eine zum Stück passende Definition für den Begriff "Boulevard-Theater" parat: "Ein Stück mit sechs Türen, die alle zur richtigen Zeit auf und zu gehen müssen".
Und der Zuschauer weiß immer mehr als die Figuren des Stücks. Bei "In geheimer Mission" lernt er so einige Abgründe des menschlichen Beziehungslebens kennen. Einen Botschafter (Rainer Uelpenich), der eine Affäre mit der Nachbarin (Ruth Pofahl) hat, eine Tochter (Daniela Prelle), die dem vermeintlich spießigen Vater ihren Freund (Bernd Schellberg) verheimlicht und die Gattin des Botschafters (Ellen Strippel). Diese lebt ein ziemlich eigenes Leben - sehr zur Überraschung von Vater und Tochter.
Ein Geheimagent (Heiner Hüpgen) mischt das Familienleben so richtig auf, als er unangemeldet auf der Matte steht, um den Botschafter Douglas in seiner Londoner Wohnung vor einem drohenden Bornbenattentat zu schützen. Dazu kommt er allerdings nicht, vielmehr gerät der übereifrige Agent in die turbulenten Techtelmechtel im Hause des Botschafters und macht allzu ausgiebig Bekanntschaft mit der verflixten (sechsten) Tür im Haus. Einige witzige Szenen geben dem Stück die richtige Würze - so sieht man einen Tarzan über die Bühne springen, einen Mann in Mädchenkleidern und einen Butler (Karl Heinz Müller), der mit loriothaftem Auftreten der Einzige ist, der im Chaos souverän bleibt. Alles hängt in diesem Stück zusammen - im wahrsten Sinne des Wortes am Superkleber von CIA-Sekretärin Sabine Schepers, mit dem einige Akteure unfreiwillig aneinander festpappen - Berührungsängste sind in dem Stück daher tabu.
Quirlig und bunt geht es zu "In geheimer Mission". Daneben gibt es auch atmosphärisch dichte Szenen im Halbdunkel, in denen niemand spricht, wie Rahier verrät. Karten für das Boulevard-Stück gibt es nicht mehr, alle Aufführungen waren schnell ausverkauft.